Dieser Beitrag hat zwar nicht unbedingt etwas mit Freeride, Skitour etc… zu tun, dennoch möchte ich ihn hier posten, weil das Swiss Epic diesen Sommer ein ganz besonderes Abenteuer für mich in den Schweizer Bergen war. Vom 15. bis 20. September fand zum ersten Mal ein Mountainbike Etappenrennen von Verbier nach Zermatt statt. Eva Hiestand hat mich im Sommer gefragt, ob ich nicht mit ihr ein Mixed Team bilden möchte. Ich mußte nicht lang überlegen, um zu wissen, dass ich mir dieses Abenteuer nicht entgehen lassen möchte.
Es war eine sehr beeindruckende Woche für mich in den Bergen des Wallis. Wunderschöne Natur, technisch schwierige Trails und scheinbar endlose Anstiege.
Eva hat einen sehr ausführlichen Bericht über unsere gemeinsame Zeit während des Rennens verfasst, den ich an dieser Stelle einfügen möchte:
Im Vorfeld hatte ich ja schon einige Aufregung, weil ich keinen Rennpartner fand. Schlussendlich hats dann doch noch geklappt! Bin super froh mit Markus Wallner schlussendlich einen perfekten Partner gefunden zu haben. Markus und ich bilden das Team DANi SCHNiDER RADSPORT 3. Sabina Compassi und Paul Bühler sind DANi SCHNiDER RADSPORT 2, und DANi Schnider und Marcel Achermann sind DANi SCHNiDER RADSPORT 1. DANi unterstützt uns mit Trikots und mehr, danke! Zum Team gehören auch Pius, Vater von Marcel und Mechaniker, sowie Rahel und Sophie, die Physiotherapeutinnen.
Am Sonntag 14.9, früh, reisen wir nach Täsch, wo wir Markus Auto stehen lassen. Von dort gehts mitsamt Gepäck und Bikes im Car nach Verbier, zum ersten Etappenort. Dort quälen wir uns durch die elend lange Checkin Prozedur und fahren dann anschliessend die Prologstrecke ab.
Prolog: Verbier-Verbier 15km / 820hm
Der Prolog führt über Teerstrassen, Kieswege und teilweise über Singletrails hinauf bis zu einer Bahnstation oberhalb Verbier. Von da gehts teilweise über eine bestehende Downhill Piste, aber auch auf normalen Singletrails/Wanderwegen zurück nach Verbier. Der Downhill enthält typische Downhill Pisten Elemente wie Anliegerkurven und Holzbrücken und Rampen, aber auch natürliche Hindernisse sowie recht hohe Stufen und Absätze. Bergauf eher einfach, bergab etwas anspruchsvoller. Dass wir den Prolog am Vortag abgefahren sind, ist bestimmt ein Vorteil. Bis auf eine einzige Stelle bergauf und eine bergab ist für uns alles durchgehend fahrbar. Bergauf läufts gut, und bergab haben wir grossen Spass.
Den Prolog beenden wir als 7te in der Mixed Category in einer Zeit von 1:10
Stage 1 Verbier-Leukerbad 95km / 3050 hm
Von Verbier aus gehts über den „Croix de Coeur“ (einen Pass) und weitere Anstiege und Abfahrten ins Rhonetal. Wir sind gut drauf und auf den letzten recht flachen 2km vor der Passhöhe kommen erstmals Markus herausragende Fähigkeiten als Windschattengeber zu Einsatz. Eine Schrecksekunde gibts in einem unbeleuchteten Tunnel, plötzlich sehe ich gar nichts mehr und muss abrupt bremsen. Zum Glück ist niemand direkt hinter uns. Nach dem Croix de Coeur die ersten Singletrails. Sehr nett zu fahren aber leider viel zu viele Leute darin. Irgendwie haben sich hier auch noch die Fahrer der Swiss Epic Flow Variante dazugemischt (weniger Höhenmeter dank Shuttle) und es herrscht ein ziemliches Chaos. Ueber weitere Anstiege und eine längere coole und nicht ganz einfache Abfahrt gehts ins Rhonetal. Ich komme gut durch, während Markus einen (harmlosen) Sturz zu verzeichnen hat. Auf Höhe Sion wechseln wir die Talseite. Durch Weinberge gehts Richtung Crans-Montana, von dort grossteils entlang von Suonen (Wasserrinnen, die im Wallis seit Jahrhunderten als Bewässerungssystem angelegt wurden) nach Varen. Teile der Suonenpfade führen leicht oder etwas mehr bergauf, was mich enorm Kraft kostet, sind sie doch von Wurzeln durchsetzt, die teilweise recht dick und entsprechend mühsam zu fahren sind. Ueber eine nette Abfahrt (dieselbe wie am Walliser Gigathlon) kommen wir endlich nach Varen. Ab Varen dann Aufstieg nach Leukerbad. Teilweise sehr steil und für mich nicht fahrbar. Also viel zu schieben. Sehr erledigt (ich) kommen wir ins Ziel.
Stage 1 beeenden wir als 10te in einer Zeit von 6:22
Stage 2 Leukerbad-Leukerbad 69km / 2750hm
Gleich zu Beginn etwa 200 steile Höhenmeter über Wiesen und Weiden. Ein Bauer lässt gerade seine Kühe auf die Weide als das Feld auftaucht. Das heisst absteigen, Drahtzaun vom vorderen Fahrer geöffnet übernehmen, Bike durch die Kuhherde schieben, raus, Draht halten, weiter fahren… Ich bin eigentlich froh um die kurze Pause, da meine Beine den steilen Anstieg gleicht zu Beginn der Etappe nicht so schätzen. Dann erwartet uns eine obligatorische Tragepassage auf einem spektakulären Felsenweg entlang des Daubenhornes. Schätze 150hm. Da ich schieben und tragen ja nicht so sehr mag und auch nicht gut kann, finde ich es etwas mühsam. Allerdings ist der Ausblick fantastisch! Die anschliessende Trail Abfahrt entschädigt auch für einiges! In der Mitte derselben treffen wir dann aber auf eine Fahrergruppe, die um einen gestürzten am Boden liegenden Fahrer rumsteht. Der sieht tatsächlich nicht so besonders gut aus, und blutet stark aus dem Mund. Da ich wohl die einzige anwesende wenigstens halbwegs fachkundige Person bin (der Mensch ist ja auch ein Säugetier), fühle ich mich verpflichtet, kurz sicherzustellen, dass nichts ernsthaftes beschädigt ist. Sieht zum Glück alles schlimmer aus als es ist, das Blut stammt lediglich aus einer Wunde an der Oberlippe. Nach ein paar Minuten also weiter über Varen und Salgesch. Im Rhonetal bei Sion wechseln wir die Talseite und fahren durch den Pfynwald, ein Naturschutzgebiet. Dort überqueren wir auch die spektakuläre Bhutanbrücke, eine 134m lange und 1m breite Hängebrücke.
http://leuktourismus.ch/jsn/index.php/de/bhutanbruecke.html
Wieder bei Susten unten im Rhonetal angekommen, zieht Markus im Gegenwind zeitweise einen Haufen Fahrer hinter sich her, fährt Löcher zu und macht viel Boden gut, bis er plötzlich verweigert und (recht hat er) links raus fährt und anhält und wartet bis endlich ein anderer das Führen übernimmt. Bald gehts aber wieder bergauf. Der längste Anstieg des Rennens ist zu bewältigen, 1600hm am Stück. Der Anstieg liegt mir recht gut, viel nicht zu steile Asphaltstrasse, und Markus ist eh stärker als ich, also kommen wir gut voran. Oben angekommen dann eine wunderschöne,gut zu fahrende Querung in die Region des Torrenthornes. Daran anschliessend ein fantastischer Trail, für mich Nummer 1 der Woche, zurück nach Leukerbad.
Stage 2 beenden wir als 6te, in 5:12
Stage 3 Leukerbad-Grächen 61km / 3000hm
Nur ein kurzer Anstieg ganz zum Anfang, dann gehts schon wieder runter weiter in Richtung Rhonetal. Auf der Asphaltstrasse in einer Rechtskurve rutsche ich in hohem Tempo, stürze und finde mich mitsamt Bike in der Leitplanke wieder. Diverse eigentlich an meine rechte Körperseite gehörende Haut inklusive Teile des rechten Hosenbeines habe ich auf dem Asphalt gelassen. Ist zwar schmerzhaft aber es hätte natürlich noch viel schlimmer kommen können. Und das Bike hats auch gut überstanden. Ich habe keine Ahnung was passiert ist, eine Art Blackout, aber Markus hat von hinten gesehen dass ich scheints eine Hand nicht am Lenker hatte weil ich wohl trinken wollte. Komplett die falsche Stelle, in dem Tempo und mitten in der Kurve. Hoffentlich hab ich das jetzt gelernt… Das einzige Gute daran ist dass es mein erster richtiger Sturz auf Asphalt war und ich jetzt weiss dass man die auch überleben kann. Schnell gehts aber weiter Richtung Tal, das wir auf Höhe Susten erreichen. Dort etwas talaufwärts erwarten wir bereits bei km 13, wie es in den offiziellen Infos steht, die erste Verpflegungsstelle. Bloss.. die kommt nicht. Stellt sich später heraus, dass, wenn wir gestern Abend am Briefing gewesen wären, wir gewusst hätten, dass die Angaben im Riders Book nicht stimmen. Schon wieder was gelernt. Bei Turtmann gehts dann wieder in die Höhe. Ueber Asphalt, dann Waldwege und schliesslich Trails gehts in Richtung Moosalp. Im Anstieg bin ich dann irgendwann mal richtig durstig und Markus, der stärker ist als ich, meldet sich freiwillig zum Wasser schöpfen aus dem Bach. Endlich was flüssiges, das die „Gummibärchen“ von Powerbar, die ich in der ersten Abfahrt gegessen habe, sowie die Gels aus dem Anstieg, etwas besser verdünnt. Gegen Ende Anstieg, auf dem schwer fahrbaren coupierten Trail, schaffe ich es, zwei weitere Male zu stürzen, das erste Mal an einer als heikel markierten Stelle von der ich der Meinung bin, dass ich sie schon fahren kann.. Irrtum. Mein Vorderrad taucht hinter einen Stein und ich mache einen schwungvollen Abgang über den Lenker. Nichts passiert. Der zweite Sturz ist noch dümmer, ich kippe kurz nach neu aufsteigen und anfahren mangels Gleichgewicht beim überfahren eines Steines in den Abhang runter. Und zwar recht heftig, und weit runter, und steil ist es auch. Zum Glück viel Gebüsch, das zwar kratzt, mich aber dafür auffängt. Und nichts ernstes passiert. Paar zusätzliche blaue Flecken halt, und die vom Asphaltsturz schon beschädigten Hautstellen haben den erneuten Bodenkontakt nicht geschätzt. Wird aber jetzt selbst mir klar dass ich jetzt etwas besser aufpassen sollte, und ich nehme Tempo weg und werde vorsichtiger. Die folgende Schiebepassage, etwa 100hm steil bergauf über Wurzeln und Steine, trägt auch nicht grad zu besserer Stimmung bei. Erst als wir endlich die Moosalp erreichen bessert sich meine Laune. Die Helferin an der Verpflegungsstelle kennt mich und meine Wünsche schon und gibt mir die Gels ohne die lästige Folie an der Tubenöffnung. Die lange schnelle und flowige Singletrail Abfahrt Richtung Törbel fahren wir zusammen mit einem weiteren Team der Mixed Wertung. Lange Zeit bleiben wir dran und verlieren die zwei aber bei einem kleinen Gegenanstieg, wo mir die Kraft fehlt. Im Tal bei Kalpetran angelangt, folgt gleich der Aufstieg nach Grächen, den ich in keiner guten Erinnerung habe. Von den 800hm sind für mich bestimmt 600 nicht fahrbar weil steil und steinig und wurzelig. Wenigstens wirds kurz vor dem Ziel nochmals flach, so dass Markus seine noch immer grosszügig vorhandenen Kräfte wieder zum Windschatten spenden einsetzen kann. Endlich erreichen wir das Ziel und ich bin ziemlich geschafft. Von Rahel, einer der Physiotherapeutinnen die uns begleiten und täglich massieren, lasse ich mir mit dem Regi Shake gleich meine Bein- und Armlinge geben, um die Wunden und die kaputte Hose zu verdecken, so dass ich neben den Schmerzen der Schürfungen nicht auch noch allzuviele Sprüche hören muss.
Stage 3 beeenden wir als 8te in 5:24
Stage 4 Grächen-Grächen 74km / 3333hm
Am anderen Morgen gehts gleich weiter, und schon nach wenigen Minuten folgt die nächste Schiebepassage, was meine Beine gar nicht schätzen. Zum Glück gehts bald in die Abfahrt Richtung Mattertal, teilweise auf demselben Weg auf dem wir am Vortag hoch gekommen sind. Bergab macht der ungleich mehr Spass! Kurven, Wurzeln, Steine, Absätze, das ganze Repertoire hat er zu bieten. Leider ist wie so oft in der ersten Abfahrt viel zu viel los in dem Trail, alleine ohne andere Fahrer wäre der noch viel spassiger zu fahren. Im Trail vergesse ich meine müden Beine und es geht rasant in Richtung Stalden, weiterhin alles auf Trails. Plötzlich ist Markus weg, und ich warte. Ein von hinten kommender Fahrer sagt mir, er hätte einen bösen Kontakt mit einem Ast gehabt, aber bevor ich mir gross Sorgen machen kann ist er schon da und es ist nichts wesentliches passiert. Dann gehts gleich in den Anstieg nach Gspon. Dort gibts übrigens den höchstgelegenen Fussballplatz Europas, an dem wir vorbeifahren. 1500hm am Stück, unten Asphalt, oben ein teilweise sehr steiler Forstweg, dann Trail. Ich habe erstaunlich gute Beine und wir kommen gut voran. Unterwegs im Aufstieg gelingt es Markus, einen Defekt an seinem Bike (Hinterbau irgendwas) zu beheben und er schliesst wieder zu mir auf. Mit einiger Mühe können wir sogar zuoberst am Berg noch ein Team überholen, in dem der Mann die Frau sozusagen den ganzen Anstieg hoch gezogen hat. Ideal dass wir vor denen in die Abfahrt gehen können. Die ist unendlich lang, 1200hm am Stück, und bietet alles was man sich vorstellen kann. Toll!
Im untersten Abschnitt der Abfahrt werde ich langsam müde und die Linkskurventechnik wird mal wieder miserabel schlecht so dass ich sozusagen in jeder engen Linkskurve Probleme habe. Muss an der Kurventechnik arbeiten! Unten im Tal bei Visp angekommen mache ich schon wieder Blödsinn. Ueberhole auf dem Radweg einen unbeteiligten Radfahrer viel zu eng, der erschrickt und macht einen Schlenker und hängt an meinem Lenker ein. Erst 50m weiter vorne merke ich, weil Markus schreit, dass der Mann gestürzt ist. Für mich hat sich der Kontakt nur ganz leicht angefühlt. Ich kehre um und schaue nach. Zum Glück nichts ernsthaftes passiert, eine Schürfung am Daumen und sonst nichts, aber natürlich verständlicherweise grosse Aufregung. Nach einigem Gespräch und als sich der Mann beruhigt hat entscheide ich mich, endlich weiter zu fahren. Den Vorfall melde ich am Ziel dann dem Race Office, damit die wissen wers war wenn Beschwerden kommen. (Kamen aber keine). Rege mich extrem auf über meine Dummheit. Und natürlich auch darüber dass alleine wegen meiner Schlampigkeit beim überholen wieder Zeit verloren gegangen ist. Ueber Stalden gehts nach St. Niklaus. Der teilweise sehr schmale Weg führt manchmal ein paar Meter oberhalb der Eisenbahnlinie entlang, sehr steil auf die Geleise abfallend. Traue mich einige dieser Passagen nicht zu fahren. Bloss nicht auf die Geleise abstürzen…Und auch sonst gibts wieder einige Stellen die ich nicht hochfahren kann. Im Schlussanstieg nach Grächen gebe ich alles was ich kann. Darin ist schon wieder eine etwa 150hm lange Schiebepassage enthalten. An deren Ende überholen wir wiederum das Paar von oben am Berg (Tempo Sport…), das uns etwas weiter unten natürlich schieben und ziehen sei Dank wieder eingeholt hat. Kurz vor dem Ziel wirds flacher, Mister Windschattengeber Markus zieht an und ich gebe alles was noch drin ist. Im Ziel bin ich völlig erledigt und würde am liebsten das Bike auf den Boden werfen und mich daneben zum durchatmen, was ich aber dann doch sein lasse.
Wir sind 7te heute in einer Zeit von 5:51
Stage 5 Grächen-Zermatt 61km / 2400hm
Härtester Tag heute für mich mit objektiv schlechtester Leistung. Merke von Anfang an dass ich überhaupt keine Kraft habe heute. Ueber viele schöne aber nicht einfache auf und ab verlaufende Trails gehts zuerst ins Mattertal, dann am Bergsturz von Randa vorbei nach Zermatt hinauf. Ständige kurze sehr steile Trailstücke kosten mich viel Kraft die ich eh schon nicht habe. Zwischendurch auf flacheren Stücken gibt mir Markus etwas Windschatten, in dem ich mich ein Bisschen erholen kann. Merke aber dass ich sehr schwach bin. Ab Zermatt dann der längste Aufstieg des Tages, etwa 700hm. Der sollte mir eigentlich liegen, aber ich kann nur mit unerwartet tiefem Puls fahren und recht langsam, sobald ich beschleunige merke ich dass ich Probleme bekomme. Zuoberst kurz nach Sunnegga geht dann gar nichts mehr. Ich bekomme keine Luft und stehe fast still. Mir wird schwindlig und ich sehe Ameisenrennen vor den Augen und bekomme Tunnelblick. Da ich sowas noch nie hatte, habe ich etwas Respekt. Sage Markus Bescheid. Als ich einen der kleinen Seen dort oben sehe frage ich mich ernsthaft, ob die extrem türkise Farbe wirklich echt sein kann, oder ob die eine Folge meiner gestörten Wahrnehmung ist. Später denken wir über die Ursache der Krise nach. Allgemeine Ueberanstrengung? Strafe für den Vollgas gefahrenen/gelaufenen letzten Anstieg am Vortag? Unterzuckerung (Nein)? Die Höhe (war ja schon oft so hoch)? Ist wohl am ehsten alles zusammen. Wie auch immer. In der folgenden kurzen Abfahrt gehts etwas besser. Zum Glück kann ich auch in schlechtem Zustand noch eingermassen runter fahren. Weiter über Riffelalp. Bin einfach langsam und vorsichtig. Dann gehts wieder hoch und für mich gehts vorallem darum wie auch immer weiter zu fahren. Wenn Markus nicht da gewesen wäre und ich sozusagen eine Verpflichtung ihm gegenüber gehabt hätte, hätte ich mich da oben wahrscheinlich mal ins Gras gesetzt und durchgeatmet und ein paar Bilder gemacht. So fahre ich aber weiter, einfach absurd langsam. Markus fragt mich verständlicherweise ob ich mich ziehen lassen will, aber noch ist mein Wille gross genug dass ich das Rennen unbedingt aus eigener Kraft beenden will, egal wie langsam. Was er auch akzeptiert, obwohl ich die Sache daurch natürlich extrem verlangsame. Dann gehts endlich in eine längere Abfahrt, dann aber wieder rauf in Richtung Matterhorn dem Bach entlang hoch. Irgendwie komme ich auch diese letzten 400hm noch hoch und dann erwarte ich eigentlich nur noch eine lockere Abfahrt ins Ziel. Wie so oft kommt es aber anders.. Die letzte Abfahrt ist verblockt und anspruchsvoll, teilweise schmal und dem Abgrund entlang verlaufend, durchsetzt von kurzen oder längeren steilen Anstiegen die nicht fahrbar sind, und auch bergab gibts obligatorische Schiebepassagen. Ich konzentriere mich darauf heil anzukommen, und bei mir geht zum Glück alles gut. Ich erschrecke aber schon als Markus mal vorne fährt und einen spektakulären Salto schlägt. Zum Glück passiert auch hier nichts ernsthaftes. Dann endlich endlich erreichen wir das Ziel in Zermatt und ich bin für den Moment nur noch froh heil angekommen zu sein. Meine beste Leistung heute war, dass ich gemerkt habe, dass ich aufpassen muss, und entsprechend vorsichtig war, so dass ich keine Stürze hatte trotz massiver Schwäche. Und dass ich mich durchgebissen habe und fertig gefahren bin.
Stage 5 beenden wir als 11te in 5:16
Schlussergebnis:
Swis Epic beenden wir in der Mixed Category als 9te (von 27) in einer Gesamtzeit von 29:17. Auf das Siegerpaar Milena Landtwig und Bärti Bucher (24:19) verlieren wir 4:57, auf unsere Teamkollegen Sabina Compassi und Paul Bühler, die als 5te klassiert wurden, 50min.
Platz 13, Lucky Star Sargans, verliert auf uns wiederum exakt 3 Stunden. Die letzten der Mixed Wertung brauchen 43:21.
Siegerzeit der Männer (Lukas Buchli und Mathias Flückiger) ist 19:05. Unsere Teamleader DANi SCHNiDER und Marcel Achermann brauchen 23:28 und fahren auf den sensationellen 13ten Rang. Besonders bemerkenswert da Marcel und DANi ja eigentlich keine Bikespezialisten sind. Marcel fährt vorallem Rad Querrrennen und Strasse. Hat nicht mal ein eigenes Mountainbike. DANi war ja früher Strassen Profi. Und kommt viel zu wenig zum trainieren. Unglaublich dass sich die 2 inmitten der Bikeelite klassieren!
Im Klassement aller Kategorien sind wir auf Rang 79 von 201 Teams die das Rennen beendet haben. 30 Teams haben das Rennen nicht beendet.
Zusammenfassung und Eindrücke
Zusammenfassend war es für mich ein ganz tolles Rennen, das mich wiederholt ans Limit brachte in verschiedener Hinsicht. Es war mit Sicherheit das härteste Rennen das ich je gefahren bin. Cape Epic 2012 war ein Spaziergang dagegen, allerdings bin ich Swiss Epic auch in einer viel höheren Intensität gefahren. Die Strecke war sehr viel schwerer als Cape Epic in jeder Hinsicht, und auch viel schwerer als jedes andere Rennen das ich kenne. Der Singletrailanteil war absolut maximal, sowohl qualitativ als auch quantitativ, und die Strecke landschaftlich unglaublich schön. Dass das Wetter einfach perfekt war hat natürlich alles vereinfacht. Ich persönlich bin mir nicht sicher ob ich das Rennen bei schlechtem Wetter durchgestanden hätte. Gerade Stage 1 mit den vielen Suonenpfaden weiss ich nicht wie ich das fahren könnte wenn es nass ist. Die unzähligen Wurzeln, die alle schräg abfallend zur Fahrtrichtung verlaufen, in rutschigem Zustand zu überwinden, kann ich mir nicht recht vorstellen. Wie auch immer, das Wetterglück war auf unserer Seite. Ebenfalls grosses Glück hatte ich, dass ich mit Markus Wallner einen Partner hatte, der meine Unzulänglichkeiten weggesteckt hat und obwohl er zumindest bergauf deutlich stärker war als ich mit Geduld auf mich gewartet hat. Für mich persönlich war es wichtig, das Rennen aus eigener Kraft zu bewältigen, ohne mich ziehen oder schieben zu lassen. Dies ist ja erlaubt und es muss meiner Meinung nach jedes Team selber wissen, ob und wieviel ziehen/schieben es will. Würde mal sagen dass in den Top Ten der Mixed Wertung bestimmt 5, eher 6 Paare teilweise sehr viel geschoben oder gezogen haben. Die beiden DANi SCHNiDER Mixed Teams gehören sicher nicht dazu. Die Leistung ist dann halt nicht mehr richtig vergleichbar, aber es ist ein Teamwettkampf. Ich selber bin froh, dass ichs geschafft habe ohne derartige Hilfe. Muss allerdings zugeben, dass alleine schon der Windschatten von Markus sehr viel geholfen hat, auch hat er ab und zu für mich Getränke geholt. Seine Mechaniker Fähigkeiten haben wir zum Glück nur wenig benötigt. Ebenfalls Glück hatten wir dass wir trotz der auch für die Bikes sehr strapaziösen Strecke keine ernsthaften Defekte hatten. Dafür ist besonders auch Pius Achermann zu danken, der sich jeden Tag ausgiebig um die Bikes gekümmert hat. Abends dreckig und verbraucht abgegeben, bekamen wir sie morgens jeweils wie neu zurück. Um unsere Beine haben sich die Physiotherapeutinnen Rahel und Sophie gekümmert, die das SUPER gemacht haben. Pius, Sophie und Rahel haben und sonst auch in jeder Hinsicht unterstützt, danke!!
Alles in allem eine tolle Erfahrung. Jetzt ist Montag Abend und das Rennen war am Samstag Nachmittag zu Ende. Heute war ich noch immer sehr müde, und werde wohl noch einige Tage Erholung brauchen. Bereits sind auf Facebook Diskussionen im Gang, ob das Rennen zu schwer sei. Zu lange zu hoch oben, zu viele Höhenmeter, technisch zu schwierig.. Ich persönlich würde es schade finden wenn es „entschärft“ würde, es sei denn das Wetter würde das nötig machen. Swiss Epic lebt eben gerade vom maximalen Trailanteil, und dazu brauchts halt auch bergauf Höhenmeter, sowie auch Aufstiege auf Trails. Wer das Rennen fahren will sollte sich dessen bewusst sein. Als weniger strenge Variante gibts ja das Swiss Epic Flow. Und auch sonst ist es ja so dass jeder selber wissen muss worauf er sich einlassen will, und die Konsequenzen selber tragen muss.
Liebe Eva! Vielen Dank für die Erlaubnis Deinen Bericht hier veröffentlichen zu dürfen!
Ich kann mich dem Bericht nur anschließen! Besonders bedanken möchte ich mich bei Eva, ohne die ich niemals zum Swiss Epic gekommen wäre und beim ganzen Team (Sabina, Rahel, Sophie, Dani, Marcel, Paul und Pius) für die extrem nette Aufnahme ins Team. War sehr schön Euch alle kennenzulernen!